Ich habe hier schon einmal über Minimalismus geschrieben. Eine Kursteilnehmerin hatte den Beitrag gelesen und sagte mir, für sie käme Minimalismus nicht in Frage. Ich fragte verwundert warum nicht. Sie antwortete mir, dass die Minimalisten wären die, die nur 50 – 100 Dinge hätten, und das ginge für sie gar nicht. Das brachte mich dazu, hier mal mit einigen Minimalismus-Irrtümer aufzuräumen.
Irrtum 1: Minimalisten haben nur 50 – 100 Dinge – oder noch weniger
Ja, es gibt Minimalisten, die für sich entschieden haben, nur mit dem für sie Wichtigsten zu leben. Und es gibt einen unterhaltsam und zum Nachdenken anregenden Film mit Mathias Schweighöfer mit dem Titel „100 Dinge“. Hier der Trailer ….
Beim Minimalismus geht es nicht um die Anzahl der Dinge. Es geht darum, das zu besitzen, was einem Nutzen und Wert bringt. Also was gebraucht wird und was wir schön finden. Und das konsequent zu leben.
Das führt dazu, dass du weniger kaufst, weil du dir vor dem Kauf genau überlegt, welchen Nutzen und welchen Wert etwas für dich hat. Und nein, das kommt nicht über Nacht. Leider. Es erfordert eine Entscheidung und deren konsequente Umsetzung. Und das immer und immer wieder. Doch der Lohn ist sensationell: mehr Zeit, mehr Geld, mehr Zufriedenheit, mehr Glück. Und? Wann fängst du an?
Irrtum 2: Minimalisten leben aus dem Koffer
Da gibt es welche, die als digitale Nomaden leben und überall auf der Welt zuhause sind. Diese Menschen haben ihr Hab und Gut so reduziert, dass es in einen oder zwei Koffer passt. Und zwar wirklich reduziert und nicht irgendwo eingelagert.
Für wen sich das passend und stimmig anfühlt ist das der richtige Weg. Doch es ist kein genereller Minimalismus Weg.
Irrtum 3: Minimalisten tragen alle vornehmlich schwarze Kleidung
Sicherlich gibt es Minimalisten, die vornehmlich schwarz tragen. Soweit mir bekannt ist, trug Steve Jobs immer den gleichen schwarzen Dress. Eine unifarbene Garderobe vereinfacht das Anziehen. Wem der Gedanke „was ziehe ich morgen an“ auf den Nerv geht, der ist sicherlich mit einer schlichten, einfarbigen Garderobe, in der sich alle Teile ungesehen miteinander kombinieren lassen, gut bedient.
Doch es gibt genügend Minimalisten, die ihre Begeisterung für Mode ausleben. Mit bewusst ausgewählten und miteinander kombinierbaren Stücken in einer „Capsule wardrobe“.
Dass es bei Kleidung auch mit weniger geht, haben sehr eindrucksvoll Courtney Carver mit ihrem Projekt „333“, ebenso Meike Winnemuth mit dem Projekt „Das kleine Blaue“ gezeigt.
Irrtum 4: Minimalisten haben ein weißes karg eingerichtetes Zuhause oder leben in einem Tiny Haus
Ich kann auch ein Minimalist sein und farbenfroh wohnen. Der Einrichtungsstil ist Geschmacksache, ebenso wie der Kleidungsstil. Minimalisten achten darauf, sich mit dem Besten zu umgeben, das sie sich leisten können, und sie haben genau das, was sie nutzen, brauchen und schön finden. Und das sollte eigentlich normal sein, dass wir es uns so gemütlich machen, wie wir das mögen.
Viel Dekokram wird man bei einem Minimalisten wohl eher nicht finden. Denn: Minimalisten nutzen ihre kostbare Lebenszeit für das, was ihnen wichtig ist. Weniger Zeug, weniger Arbeit, mehr Zeit und mehr Geld für das Wichtige. Das, was wichtig ist und zählt im Leben ist in der Regel nicht käuflich, man kann es nirgendwo kaufen und irgendwo hinstellen.
Irrtum 5: Minimalisten kaufen nichts
Auch Minimalisten besitzen Dinge, die das Leben vereinfachen. Und sie legen Wert auf Qualität und kaufen das Beste, was sie sich leisten können. Ich persönlich lebe nach dem Motto: kommt was, geht was. Das bedeutet, wenn ich glaube eine neue Bluse kaufen zu müssen, kann ich vor Kauf schon überlegen, welche dann aussortiert wird. Mir persönlich hilft diese Regel in allen Bereichen, wenn mich doch mal ein Belohnungs- oder Trostkaufrausch zu erfassen droht.
Hast du noch Fragen zum Thema „Minimalismus-Irrtümer“? Dann schreib mir gerne in den Kommentaren.
Meinen Hausstand um 80 % zu reduzieren war ein langer Weg. Ich erlebe in meinen Beratungen oft, dass meine Kunden quasi über Nacht zu Minimalisten werden wollen. Doch meiner Erfahrung nach braucht es Zeit, all das loszulassen, was man in vielen Jahren angeschafft hat. Und Loslassen ist ein Prozess, der Zeit und Raum braucht und sich nur ungern übers Knie brechen lässt.
Minimalistische Grüße
Gabriele Valerius
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